Das Jahr 2015 steht unter dem Stern der „Zukunftsfähigkeit“. Für starke Marken. Für Märkte im Wandel. Für mutige, neue Geschäftsmodelle. Für neue Ideen.
Auch für Agenturen.
Wer die hiesigen Wirtschaftsmedien verfolgt, darf unschwer feststellen, dass sich sämtliche Industrien in einem fundamentalen Wandel befinden.
„It won’t happen to us“ haben Medien, Reisebüros, die Entertainment-Branche oder der Buchhandel lange lauthals verkündet. Wir wissen heute wohin ein zu gesundes Selbstbewusstsein führen kann.
„Digitale Transformation“, „Industrie 4.0.“ und “the internet of everything“ sind omnipräsente Schlagwörter – Aufgabenfelder mit denen sich nicht nur die echten DAX-Schwergewichte oder der deutsche Mittelstand konfrontiert sehen.
Europas größter Energielieferant E.ON gliedert sein originäres Geschäft in eine neue Unternehmung aus und möchte sich zukünftig auf „kundenzentrierte“ Geschäftsfelder fokussieren. Siemens und die Telekom bündeln ihr Kräfte im Rennen um innovative Erlösquellen, die Lufthansa stellt bis 2020 schlappe 500 mio EUR für Innovationsmanagement bereit und die automobile Industrie um Mercedes, Audi oder BMW versucht dem Überholmanöver von TESLA Herr zu werden. Der deutsche Handel bleibt hilflos und staunt weiter über Amazon und den weltweit erfolgreichsten Börsengang von Alibaba. Deutscher Innovations- und Markenmeister bleibt SAP. Wir stehen vor einer Neuordnung der Mächte, vielleicht einer industriellen Revolution.
Positiv formuliert: Es herrscht Aufbruchsstimmung.
Das Umdenken in allen Märkten erzeugt dabei häufig Zurückhaltung und Unsicherheit. Ein kulturelles Problem auf der Suche nach mutigen, innovativen Konzepten und Strategien. Dabei werden Talent, Kapital, Infrastruktur, Netzwerke und eine starke Metropolmarke zu wesentlichen Treibern im Wettrennen der deutschen, aber auch europäischen Wirtschaftsstandorte. Bisher schaffen es aber weder Politik noch Wirtschaft die bestehenden Kräfte in Region und Republik zu bündeln.
Die aktuellen Geschehnisse ehren die involvierten Akteure – E.ON gründet einen eigenen Hub der sich mit der digitalen Transformation der Gesamtunternehmung befassen soll.
Gleichzeitig wird ein Büro in San Francisco eröffnet. Eine weitere Vielzahl deutscher Konzerne zieht mit und begibt sich im Silicon Valley auf die Suche nach dem heiligen Gral.
Es entstehen „Think Tanks“, „Innovation Labs“ oder „Incubator Pop-ups“ – Hoffentlich keine Organisationen, die sich wie der Weihnachtsbraten nur im eigenen Saft drehen…
Wir bleiben gespannt, ob so die gewünschten Ergebnisse erzielt werden können.
Der beschriebene, radikale Wandel und die Aufbruchsstimmung in sämtlichen Industrien haben vor allem Eines zur Folge:
Es entstehen unzählige Chancen, unsere Märkte der Zukunft mit zu gestalten. Für Konzerne, Start-ups, Querdenker und ja, auch Agenturen.
Dürfen wir Joseph Gross, Head of Group Market Management der Allianz SE Glauben schenken und seine Thesen entsprechend interpretieren, erhalten sauber aufgestellte und kreativ-unternehmerisch denkende Agenturen nun eine neue Chance. Er formuliert während einer Podiumsdiskussion des Deutschen Marketing Tags 2014: „Marketing darf nicht mehr eine Funktion im Unternehmen sein, sondern muss mit allen Abteilungen wie Operations oder Finance vernetzt werden. Wenn wir Marketing nicht ganzheitlich denken, sind wir tot.“
Marketing als übergreifendes Werkzeug und Verständnis. Gute Idee.
Einige Agenturen haben in diesem Kontext viel zu bieten.
Strategisches Marketing-Know-How, Insights über Zielgruppen, Konsumverhalten, Märkte, Produkte, Kulturen, Wissen über Megatrends, viel wichtiger aber Kreativität, die Fähigkeit Regeln zu brechen und „immer erstmal zu groß zu denken“. Eigenarten, die in Konzernstrukturen selten stark ausgeprägt sind oder gefördert werden. Querdenkertum im Auftrag der Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit? Laut Verdi-Studie im deutschen Dienstleistungssektor immer noch Fehlanzeige.
Wir Agenturen sind dazu angehalten uns einzubringen, mit zu denken und an echten Problemen unserer Kunden und deren nachhaltigen Lösungen zu arbeiten.
Agenturen mit entsprechender Aufstellung haben die Chance, sich zu schlauen Brückenbauern bzw. Übersetzern zwischen Unternehmungen, Konsumenten, Technologie und Data zu entwickeln. Dazu braucht es weiterhin kluge Köpfe. Ingenieurskunst. Ja, sogar Controller. Aber auch Menschen mit Unternehmergeist und Ideen.
Wie wunderbar, dass unser eigener Markt uns einen Ausweg aus dem verfallenen Kerngeschäft aufzeigt. Ein Business Modell, in dem „Kreativität“ und „die Idee“ weit über der 100 EUR Stundensatzmarke vergütet werden können? Vielleicht. Ein Weg, der die Wertschätzung gegenüber der Branche auf das historische Niveau der 80er zurückkatapultieren kann? Vielleicht.
2015 steht unter dem Stern der „Zukunftsfähigkeit“.
Und zukunftsfähig bleiben bedeutet neu- und umdenken, nicht nur „umparken“.
Denken Sie im kommenden Jahr doch einmal groß, neu, um, lassen Sie sich zumindest inspirieren. Vielleicht sprechen Sie sogar einmal mit Ihrer Agentur?
Andernfalls gilt für uns alle weiter das selbstbewusste Motto: „It won’t happen to us.“