Das war der 1. NRW Portfolio Day

by Ruediger on 4. September 2014

Ruediger_GoetzVon nervösen Organisatoren, kritikoffenem Nachwuchs und einer baldigen Wiederholung

Ok, zugegeben: Wir waren tatsächlich etwas nervös vor dem ersten NRW Portfolio Day. Egal, wie viele Vorträge, Vorlesungen oder Kundenworkshops man konzipiert, koordiniert oder durchgeführt hat, ein neues Format ist – besonders mit aktiver Integration der Teilnehmer – immer auch ein Experiment, das eine gehörige Portion Eigendynamik besitzen kann. Im Nachhinein hat sich die anfängliche Nervosität als vollkommen unbegründet erwiesen: Der NRW Portfolio Day war sowohl für mich und uns Coaches als auch dem Feedback der Teilnehmer zufolge ein voller Erfolg.

Besonders hat sich meiner Meinung nach ausgezahlt, dass wir uns im Vorfeld ausführlich mit den Bedürfnissen der anvisierten Zielgruppe auseinander gesetzt haben. Daraus haben wir mitgenommen, dass sich viele Nachwuchsdesigner mit der Erstellung ihrer Mappe überfordert fühlen und sich vor allem eins wünschen: ehrliches Feedback. Denn das erhalten sie in Bewerbungssituationen oft nicht und können so nicht einschätzen, woran ihre Bewerbung scheitert. Mit dem NRW Portfolio Day haben wir ihnen die Chance gegeben, genau das zu bekommen: Eine ehrliche, durchaus kritische, aber immer konstruktive Beurteilung ihrer Mappe – und damit des Grundsteins ihrer Karriere.

Dass das ankommt, hat die Resonanz bei der Veranstaltung gezeigt: Die motivierten jungen Kollegen hatten in der Tat keine Angst vor ehrlichem Feedback – ganz im Gegenteil. Sie forderten es sogar. Diese Grundhaltung war meiner Meinung nach einer der entscheidenden Schlüsselpunkte zum Erfolg des Formats. Denn bei allen Teilnehmern herrschte immer große Offenheit hinsichtlich konstruktiver Kritik und große Motivation, sich eingehender mit der eignen Mappe gestalterisch zu beschäftigen.

Erfolgsentscheidend war sicher auch die limitierte Teilnehmerzahl und die Gruppenzusammensetzung: In fünf Kleingruppen standen jeweils zwei Experten – je ein Kreativer und ein Recruiter, um beide Perspektiven einbringen zu können – fünf bis sechs Nachwuchsdesignern gegenüber. So konnten sich die Coaches intensiv mit jedem einzelnen beschäftigen, sich die Mitglieder aber auch untereinander gut austauschen. So kam es, dass sich die Nachwuchsdesigner bereits nach der ersten Mappen-Besprechung unser Feedback und entsprechenden Anregungen nicht nur angenommen hatten, sondern sich selbst kritisch in die Besprechung der anderen Mappen integrierten. Somit wurden die Learnings nicht von uns Coaches vorgegeben, sondern in den Gruppen interaktiv erarbeitet – das hat mich besonders gefreut und motiviert.

Bereichert wurde der Austausch sicherlich auch durch die Unterschiedlichkeit der Teilnehmer. Wir hatten bei der Auswahl der Teilnehmer bewusst darauf geachtet, nicht nur nach der Qualität der Mappen zu gehen, sondern auch die spürbare Motivation an der Veranstaltung zu bewerten. Somit hatten wir am Ende sehr unterschiedliche Designer-Persönlichkeiten, sowohl hinsichtlich der Arbeiten und der Mappen-Qualität als auch hinsichtlich der beruflichen Erfahrungen. Auch das hat dazu beigetragen, dass die Stimmung insgesamt so war, wie ich sie mir gewünscht hatte: Alle waren konzentriert – ob in den Vorträgen, der Besprechung der Mappen oder der Gruppendiskussion und es herrschte immer ein kollegialer Dialog auf Augenhöhe zwischen den „alten Hasen“ und unserem Nachwuchs.

Am Ende des Tages konnte jeder konkrete Anregungen für seine eigene Mappe mit nach Hause nehmen und sich so für den weiteren Karriereweg besser aufstellen. Insgesamt haben sich vor allem zwei entscheidende Aspekte für die Mappengestaltung heraus kristallisiert: Die Individualität und der Mappen-Titel. Die Individualität ist entscheidend, da das Format der Mappe keine Standards kennt. Wie eine Mappe aussehen kann, ist völlig frei. Sie muss überzeugen, aber wie sie dies erreicht, ist völlig egal. Viel entscheidender ist, dass sie optimal auf die Person, ihre Stärken, ihren Auftritt, aber auch auf die spezielle Bewerbungssituation angepasst ist. Der Mappen-Titel und seine Bedeutung wurde ebenfalls in allen Gruppen schnell zum Thema und intensiv besprochen. Auch hier wurde schnell klar, dass er eine zentrale Funktion für den Erfolg einer Mappe hat. Wie ein Buchtitel, Magazin-Cover oder Kinoplakat entscheidet er in erheblichem Maße darüber, ob und wie sich der Betrachter mit dem Inhalt beschäftigt. Auch der Titel hat keine Standards, sondern ist ein tolles Spielfeld für Kreativität.

Insgesamt sind wir alle, die dieses Format vorbereiten haben, mit dem Ergebnis wirklich zufrieden. Die Veranstaltung hat so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben und die Resonanz ist sehr motivierend. Die Teilnehmer gaben uns in der direkten Feedback-Runde durchweg sehr ermutigende Rückmeldung, aber auch gute Impulse, was man bei einer Wiederholung der Veranstaltung verbessern könnte. Und das werden wir berücksichtigen – denn es wird definitiv einen zweiten NRW Portfolio Day geben. Auch eine Ausweitung ist möglich: Tatsächlich hat bereits ein ADC-Kollege aus dem Raum Frankfurt Interesse gezeigt, das Format als „Hessen Portfolio Day“ zu adaptieren. Ich könnte mir gut vorstellen, das nächste Event thematisch weiterentwickeln und beispielsweise in Workshops kreativ mit den Teilnehmern unter dem Leitgedanken „Das innovative Portfolio“ an neuen Mappen-Formaten zu arbeiten. Wie auch immer sie genau aussehen wird, ich freue mich auf die nächste Veranstaltung und wünschte mir, in meiner Studentenzeit hätte es etwas Ähnliches bereits gegeben.

Hier ein paar Eindrücke vom 1. NRW Porfolio Day.

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