Er ist überall zu finden, ob auf Facebook, Twitter oder Google+. Und seit heute Morgen auch wieder einmal mit einer knackigen Aussage, die sich darauf reduzieren lässt: Die Politik hat keine Ahnung von der digitalen Kommunikation, die heutzutage Gang und Gäbe ist. Ich habe Matthias Schrader, CEO der Digitalagentur SinnerSchrader, kontaktiert, um ihn dazu selbst kurz zu sprechen…
Johannes Lenz: Moin moin Herr Schrader. Es freut mich sehr, dass sie kurzfristig Zeit haben für ein kleines Gespräch. Wie ist das Wetter an der Waterkant?
Matthias Schrader: Kein Grund zur Klage: Der Herbst ist gerade schöner als der Sommer.
Johannes Lenz: Seit heute Morgen sind Sie ja auf allen Kanälen, ob Print oder digitaler Natur, im Gespräch. Wussten Sie, dass aus ihrer Pressemitteilung vor allem der letzte Absatz (u.a. “Viele Politiker sind digitale Analphabeten”) Interesse wecken würde oder überraschen Sie die Reaktionen auf Facebook & Co.?
Matthias Schrader: Offen gestanden wundert mich das nicht wirklich. Denn ich bin ja nicht der einzige, für den das Maß voll ist. In der Branche ist es doch schon lange so, dass man sich fragt: Wissen die Entscheidungsträger eigentlich, was die Digitale Wirtschaft wirklich bewegt? Wenn es um Unternehmen geht, wird reguliert und reguliert. Geht es um die Sicherheitsbehörden, ist jedes Mittel recht. Grotesk.
Johannes Lenz: Die Branchenmagazine Horizont und W&V haben bereits über Ihre Aussagen berichtet. Letztere stellen Sie in eine Reihe mit den Aussagen von Philipp Schindler (CEO Google Nordeuropa) in der Tageszeitung Die Welt oder Sascha Lobo mit seiner gestrigen Mensch Maschine Kolumne auf Spiegel Online. Sehen Sie sich dort zu Recht verortet?
Matthias Schrader: Klar. Und ich würde mich freuen, wenn noch mehr Menschen einstimmen würden. Es geht doch letztlich um die Frage, wie wir jetzt die Weichen stellen für das Digitale Zeitalter. Gesellschaftlich, aber auch wirtschaftlich. Und da besteht Anlass zur Sorge. Die politische Debatte in Deutschland ist irrational, in Zügen hysterisch. Und so sehen dann auch die politischen Initiativen aus. Im Ausland wird Digitalisierung als Chance begriffen. Hierzulande als Gefahr. Über unsere Zukunft entscheiden Menschen, die nicht wissen, was sie tun. Wenn wir nicht umlenken, werden wir dafür die Quittung bekommen.
Johannes Lenz: Warum meinen Sie hat die Politik eigentlich keine Ahnung von der digitalen Kommunikation und wie entstehen für die Republik daraus konkret Standortnachteile? Es gibt doch zahlreiche Initiativen, innovative Unternehmen werden gefördert, die Bundesregierung trifft man im Netz usw. Es ist doch längst nicht der Fall, dass digitale Unternehmen wie Google & Co. planen, Investitionen in Deutschland zurückzufahren. Der Leser könnte auf die Idee kommen, das hier wieder einmal eine “Sau durchs digitale Dorf getrieben” wird…
Matthias Schrader: Naja, die Kampagnen kommen bislang eher aus der Politik. Das Perfide ist ja, dass sich die Politik in Sachen Technologie und Datenschutz als Beschützer von Bürgerinteressen geriert. Das Böse wird in Unternehmen vermutet – und gleichzeitig werden durch Gesetzgebung und Schlamperei eben jene Persönlichkeitsrechte unterwandert. Wenn das Klima einmal vergiftet ist, nützt auch die schönste Wirtschaftsförderung nichts. Es geht doch genau um den Unterschied von Sonntagsreden und tatsächlichem Handeln. Für uns von SinnerSchrader heißt das bislang ganz konkret: Der E-Commerce ist schon jetzt überreguliert. Im Online-Media-Geschäft droht uns mit dem Quasi-Verbot zielgerichteter Werbung der Rückfall in die prädigitalte Steinzeit. Für Werbetreibende ist das eine Katastrophe. Und dem deutschen Endkunden droht nun auch im Netz eine Service- und Komfortwüste.
Johannes Lenz: Wenn Sie Recht haben und Ihre Diagnose zutreffend sein sollte: Was können wir, SinnerSchrader und GREY, die wir digitale Kommunikation leben, befördern und realisieren, dazu beitragen, das Ihre Diagnose bald ihre Daseinsberechtigung verliert?
Matthias Schrader: Puh, ehrlich gesagt, habe ich wenig Hoffnung, dass sich an dieser Entwicklung durch eine Debatte etwas ändern wird. Ich wollte nur mal meiner Frustration Luft machen.
Johannes Lenz: Herr Schrader, haben Sie vielen Dank für das Gespräch. Sollten Sie demnächst in Düsseldorf sein, kommen Sie doch einmal in der Ideenbotschaft vorbei. Auf Sie wartet ein frischer Espresso ;).
Matthias Schrader: Mache ich gerne. Gruß nach Düsseldorf!
[...] Lenz von der Werbeagentur Grey hat übrigens Herrn Schrader zu seinem Statement interviewed. Hier ein paar Zitate: Im Ausland wird Digitalisierung als Chance begriffen. Hierzulande als [...]
Deutsche Politiker sind böööse. Oder vielleicht doch nicht….
…
[...] Ist es tatsächlich so, wie es Matthias Schrader im Oktober letzten Jahres formulierte, dass “viele Politiker digitale Analphabeten” sind? Bringen Debatten um digitale Kompetenz, um die Auslotung von Wegen zur Verringerung [...]