Gute Werbung kommt aus der Steinzeit (Teil 2)

by admin on 14. September 2012

Also, ich höre ja immer von vielen alten Kollegen aus den sogenannten Top-Kreativ-Agenturen, dass wir bei
Grey von Gestern wären. Oder man hier immer noch Steinzeitwerbung machen würden. Nun ist ja nicht alles schlecht, was aus der Steinzeit kam.
Ich meine, man erinnere sich nur an das Rad oder eine warme Mahlzeit am Feuer.
Wer will heute schon auf diese Erkenntnisse verzichten? Aber auch ein paar Werberegeln wurden damals schon aufgestellt, die ich vor zwei Jahren in dem Annual für Berliner Agenturen sicherheitshalber mal festgehalten habe:

Teil 2 von 2 (zum ersten Teil geht es hier) :

Wenn ein Geschenk aber so essentiell für den Aufbau von Beziehungen ist, muss man sich zwangsläufig auch in Marketing und Kommunikation mit Marcel Mauss´ Werk beschäftigen. Denn starke Marken haben es geschafft, langfristige Beziehungen zu ihren Kunden aufzubauen. Eine Ware wird auch vertraut.

Wenn die Basis zwischen Marke und Konsument nicht Sachebene, sondern die Beziehungsebene ist, dann sollte man den Klebstoff kennen, mit dem man Beziehungen festigen kann. Und dann muss man sich zwangsläufig die einfache Fragen stellen: Mit welcher Art von Gabe kann man seine Beziehung zu seiner Zielgruppe vertiefen? Das Beispiel des Kellners zeigt, dass z.B. das Teilen von Wissen ein wertvolles Geschenk sein kann. Unternehmen wie Amazon verteilen täglich kostenlose Geschenke, wenn sie auf ihren Seiten ihr Wissen mit uns teilen: „Jemand, der diesen Artikel kaufte, auch diesen…“ Da hat sich doch tatsächlich jemand die Mühe gemacht, mit einem ausgetüftelten Programm zu versuchen, uns unsere geheimen Wünsche von den Augen abzulesen. Ob es klappt oder nicht, die meisten empfinden diese kleine Information als nützliche, kostenlose und dankbare Gabe. Damit wird die kostenlose Weitergabe von Wissen zum Geschenk.

Aber gibt noch andere Geschenke, die eine Marke mit ihren Verwendern teilen kann. Gerade jüngere Zielgruppen sind im Netz ständig auf der Suche nach Geschenken. Früher erzählte man sich Witze (auch eine Form von Geschenk), heute beschenkt man sich mit unterhaltsamen Datenmengen in Form von lustigen YouTube-Filmen. Um welche Form der der Gabe handelt es sich in diesem Fall? Hier wird ja keine wertvolle Information weitergereicht. Und da stellt natürlich versierte Produktmanager sofort die berechtigte Frage: Kann man mit profaner Unterhaltung sein Produkt verkaufen? Unsere Gesellschaft wechselt gerade vom Informationszeitalter ins Entertainment-Zeitalter. Tony Robbins, einer der wohl gefragtesten Trendberater der USA, sagt: „We are not in an age of information. We are in an age of entertainment. “ Also nicht Information ist alles, sondern Unterhaltung ist alles. Kein Wunder, denn in einer Zeit, in der jeder jede Information googeln kann, verliert die Ware Information immer mehr an Wert. In solchen Zeiten wird die Gabe, jemanden zu unterhalten, zu einem der größten Geschenke überhaupt.

Gute und erfolgreiche Werbung hat sich immer schon durch eine hohe Entertainment-Qualität ausgezeichnet. Eine moderne, erlebnisorientierte Gesellschaft wird zukünftig noch viel aufmerksamer nach Möglichkeiten der Zerstreuung und Entertainment suchen. Egal, ob im Stadion, im Kino, im Netz oder bei spektakulären Events. Die Sehnsucht, emotionale Erlebnisse mit anderen zu teilen wächst proportional zum Perfektionsgrad einer durchorganisierten Welt. Marken, die verstehen, ihre Kunden auf die richtige Art und Weise zu unterhalten, werden es leichter haben, Teil des Lebens ihrer Zielgruppen zu werden. Marken, die nur brav ihren Produktvorteil darstellen, werden immer öfter an verschlossene Türen klopfen. Denn fast alle erfolgreichen Marken haben ihrer Zielgruppe zuerst etwas gegeben, um später umso mehr zurückzubekommen. So gesehen ist Werbung heute genauso einfach wie in der Steinzeit.

 

Hier geht es zu Teil 1.

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