Thomas Pfeiffer dürfte inzwischen durchaus ein geläufiger Name für den einen oder anderen im deutschen Social Web sein. Warum? Naja, der Münchner ist der Kopf hinter den Webevangelisten. Im Rahmen dessen veröffentlicht er beispielsweise regelmäßig die neuesten Twitter-Nutzerzahlen für die D-A-CH Region inkl. FL (Fürstentum Liechtenstein). Und ob dies nicht reichen würde, ist Tom, der von Hause aus Pädagoge ist, neben Stefan Wolpers Mitbegründer des Twittwoch e.V. Laut der Charta ist es erklärtes „Ziel des Twittwochs, Unternehmen, deren Mitarbeiter und Selbständige an Social Media heranzuführen, voneinander zu lernen und sich untereinander auf Augenhöhe auszutauschen.“ Und vor kurzem wurde dann auch noch der 1. Social Media Preis ausgelobt mit namhaften Sponsoren. Ich kam also gar nicht drum herum, dem Münchner Tausendsassa mal ein paar Fragen zu stellen…
Johannes: Hallo Tom, als ich Sonntagabend München per Flugzeug verlassen wollte, hinderte uns lange Zeit der Neuschnee. Wie sieht es inzwischen bei Euch aus? Steht die Leitung zu Twitter denn noch?
Thomas: Noch ist die Lage ganz überschaubar. Aber wir im Süden sind Schnee ja gewohnt. Ich freue mich schon auf die Skisaison, ich gehe nämlich sehr gerne auf Skitour, d.h. mit Muskelkraft den Berg rauf und mit Speed wieder runter.
Johannes: Was fällt Dir zu GREY ein?
Thomas: GREY hatte ich bisher nicht auf dem Schirm. Dadurch, daß GREY den 1. Twittwoch Düsseldorf gehostet hat, hat sich das geändert.
Johannes: Immer wieder lese ich Deine Tweets und Blogbeiträge und frage mich, was den Menschen Thomas Pfeiffer antreibt. Meine These: Das Aufzeigen der gesellschaftlichen Relevanz von Social Media!
Thomas: (lacht) Nein, ich bin kein Social Media Evangelist. Ich denke, dass das Internet unsere Gesellschaft sehr verändert, ob man das will oder nicht und gleich, wie man das findet. Das möchte ich mit meinen Beiträge gerne begleiten und nach Möglichkeit den Meinungen und Statement belastbare Fakten beigeben. Denn eigentlich sollten ja Fakten, Fakten, Fakten die Basis von Meinungen sein. Aber gerade an ersten mangelt es manchmal. Das möchte ich beheben.
Johannes: Stimmst Du Martin Meyer-Gossner zu, wenn dieser neulich im Interview feststellt, daß das vielgerühmte Social Media Beispiel Lufthansa etwa auf Twitter nur wegen der dahinter stehenden Miles&More Community so stark ist?
Thomas: Wahrscheinlich. Ich bin kein Fan vom Fliegen, wegen der Nachhaltigkeit und des immensen CO2-Ausstoßes. Zudem verstehe ich nicht, was an dem Twitteraccount der Lufthansa so sehr gerühmt werden sollte. Aber MMG hat Recht, wenn er sagt: „Mit Speck fängt man Mäuse“ – auch im Social Web. Machen Sie ein Gewinnspiel und verlosen Sie tolle Preise und der Rücklauf ist immens, auch im Social Web.
Johannes: Tom, sollten Entscheider und Führungspersonen von Unternehmen wissen, wie Twitter, Facebook und Co. funktionieren und sich miteinander vernetzen und pflegen lassen? Oder müssen sie im Grunde „nur“ die Verantwortung tragen bzw. diese Dienstleistung verkaufen können?
Thomas: Das ist wie bei vielen anderen Dingen aus: Führungskräfte sollten die zugrunde liegende Mechanismen verstehen. Wo man genau klickt und wie man einen Feed einrichtet ist für die Nebensache. Was sich gerade grundlegend verändert ist die Chance für nahezu jede Person, auf Mißstände (vermeintliche oder echte) hinzuweisen. Die altgergebrachte Gegentaktiken „Kopf in den Sand“ oder die jurisische Keule verfangen immer weniger. Das sollen Führungskräfte verstanden haben.
Johannes: Wie wird sich Twitter in Deutschland und weltweit entwickeln, wirst Du bestimmt häufig gefragt. Anhand Deiner Auswertungen der Nutzerzahlen, was er erwartest Du in den nächsten Monaten? Besteht die Gefahr, dass noch weniger Menschen aktiv twittern und dafür passiv News von Wenigen aufnehmen?
Thomas: Ich weiß nicht, ob das eine Gefahr ist, wenn mehr Leute lesen als schreieben. Was soll daran zunächst schlimm sein?
Ich denke, dass Twitter noch eine Weile moderat wachsen wird, vielleicht auf eine halbe Million aktive Nutzer. Mainstream wird es aber – denke ich – nicht werden. PR-Profis und Marketer gehen zu oft von sich selber aus, aber nicht jeder möchte seine Meinung laut in die Welt herausposaunen, weswegen Twitter eben nur für ganz bestimmte Leute interessant ist.
Johannes: In letzter Zeit wurde viel über die Wichtigkeit eines Social Media Managers in Unternehmen geschrieben, getwittert usw. Braucht es ihn tatsächlich oder hängt es nicht vielmehr davon ab, wie das Unternehmen und somit seine Mitarbeiter das Social Web leben? Ob diese eine neue Form der (Unternehmens-)Kommunikation überhaupt intern Interesse und Akzeptanz findet?
Thomas: Es gibt ja auch keinen Telefonmanager oder Print-Manager. Social Media ist integraler Bestandteil der Unternehmenskommunikation (intern wie extern). Insofern halte ich das für eine Querschnittsaufgabe. Allerdings kann auch eine Querschnittsaufgabe von einer eignes dafür abgestellten Person wahrgenommen werden.
Johannes: Warum hast Du den Twittwoch e.V. mitgegründet?
Thomas: Ich war auf der Suche nach Antworten. Wie kann man Social Media professionell einsetzen? Was ist State of the Art, wohin geht die Reise. Mit dem Twittwoch e.V. wollen wir Gleichgesinnte zusammenbringen und ihnen eine Plattform bieten, um sich professionell zum Thema Social Media auszutauschen. Ich freue mich jetzt natürlich sehr, dass der Twittwoch in immer mehr Städten stattfinden kann, auch bei Euch in Düsseldorf läuft er ja ganz gut an. Danke dafür übrigens!
Johannes: Abschließend mit der Bitte um eine Antwort in 140 Zeichen a la Twitter: Wenn Dich jemand fragt, was das Social Web ist, was antwortest Du ihm?
Thomas: Social Web ist für jeden was anderes. Geh hin und schau’s Dir an, was es für Dich sein kann.
Johannes: Danke Thomas. Freue mich schon darauf, Dich bald hier in Düsseldorf auf nen Espresso zu treffen und das mit “Auf dem Kopf Twittern” auszuprobieren
Wenn Ihr Fragen zum Interview habt, nur zu. Wir freuen uns auf Euer Feedback.