Vor ein paar Wochen habe ich die 22. Ausgabe von Contagious Magazine gelesen und dort wieder inspirierende Beispiele von digitaler Kommunikation gefunden:
Reporters without Borders: No Comment
Cannes Lions 2010 Titanium & Integrated – Choose a Different Ending – The Metropolitan
Obwohl es bei diesen Beispiele um ganz unterschiedliche Produktkategorien oder Organisationen handelt und die Umsetzungen auch sehr unterschiedlich sind, gibt es einen gemeinsamen Nenner, der diese Ideen für mich so herausragend macht: sie schaffen es mich erleben zu lassen, worum es eigentlich hier geht.
Bei “Reporter without Borders” ist die Vorstellung, dass jemand in meinem Namen eine “pro-diktatorische” Nachricht schreibt und sie dann postet einfach unerträglich. Warum wirkt das so auf mich? Ganz einfach, weil ich für 3 bis 4 Sekunden tatsächlich daran glaube, dass diese Nachricht für alle Menschen, die mich kennen sichtbar ist! Und natürlich funktioniert es auch so gut, weil der Kontext perfekt ausgewählt ist. Dieses Banner taucht nicht irgendwo auf, sondern dort wo Menschen damit beschäftigt sind, ihre politischen Meinungen auszutauschen.
Bei der Kampagne für “Met Police” wird mir klar was passiert, wenn ich die falsche Entscheidung treffe. Mit dieser Kampagne beweist die Met Police, dass sie die Zielgruppe versteht, in dem sie auf Augenhöhe mit ihr kommuniziert (Du entscheidest wie der Film endet). Die Tonalität ist perfekt, es fühlt sich echt an, modern und sehr glaubwürdig (Met Police taucht nicht als Absender auf).
Das dritte Beispiel für die “Samu-Organisation” (die größte Obdachlosen-Organisation in Frankreich) ist für mich ein weiterer Beweis, dass es bei großartigen Ideen weniger darauf ankommt eine tolle „proposition“ oder „kreatives Sprungbrett“ im Briefing zu haben, sondern es ist viel wichtiger, sich die richtige Frage zu stellen. In diesem Fall, könnte ich mir gut vorstellen, dass die Agentur sich einfach die Frage gestellt hat: Wie kann ich den Menschen spüren lassen, dass es nicht so einfach ist, von der Straße runter zu kommen?
Keine einfache Aufgabe, denn wie wir es in dem Film erfahren, glauben 50% der Menschen, dass Obdachlosen selbst die Verantwortung dafür tragen, dass sie nicht von der Straße runterkommen. Auch hier fühlt sich die Botschaft echt und glaubwürdig an, weil man diese Situationen hautnah und aus Sicht des Obdachlosens miterlebt. Und wie bei „Reporters without Borders“ spielt der Kontext eine große Rolle, denn man ist es gewöhnt ungewünschte Banners im Netz durch das Klicken auf dem „Schließen-Button“ zu umgehen. In diesem Fall aber ist es für den Zuschauer nicht möglich durch das Klicken die unangenehme Situation auszublenden.
Und wenn ich diesen chinesischen Spruch lese, dann frage ich mich, warum ich nicht viel früher schon auf die Erkenntnis gekommen bin, dass „Erleben lassen“ nicht nur für Kommunikation sondern für viele andere Sachen so wichtig sein kann:
“Tell me and I’ll forget; show me and I may remember; involve me and I’ll understand.”
Ich freue mich auch Eure Meinungen und Anregungen. Kennt Ihr weitere Kampagnen, die Euch ein Erlebnis bereiten?
Zur Person: Alessandro Panella ist Head of Strategic Planning bei GREY Worldwide in Düsseldorf
[...] sich zusammen, um einen besseren Preis zu erzielen und sind mehr als glücklich, wenn sie ihre Erfahrungen mit anderen teilen können und merken, dass sie gehört [...]