“Keine Bloggerszene ist so vernetzt, wie die der Modeblogger”

by Johannes on 7. April 2011

 

Sie nennt sich auf Twitter @aNNaFrOst. Der Name steht zugleich für den Nickname des  Blogs fashionpuppe. Eigentlich heißt anna ja Dany, aber das überlesen wir an dieser Stelle einfach mal geflissentlich. Einen Schwerpunkt hat aNNa beim Fashion-Bloggen nicht. Auch auf Facebook wird er nicht deutlich. Aber durch ihre eigene Art und ihre Person hat sie sich über die letzten Jahre in der Runde von Fashion-Bloggern einen Namen gemacht. Und darüber hinaus: 2009 schrieb UNICUM über aNNa, das sie schon zu Abizeiten mit dem Bloggen begann. Im selben Jahr empfahl die bekannte Modezeitschrift Elle sie als Quelle der Inspiration in Sachen Fashion in Deutschland neben modepilot.delesmads.de und modabot.de. Und da aNNa in Düsseldorf lebt, habe ich sie einfach mal angerufen und sie um ein Interview gebeten. Und das kam dabei heraus:

Johannes: Hallo aNNa. Das Jahr ist noch jung. Was wünschst Du Dir beruflich und wenn Du es verraten magst, auch privat für 2011?

aNNa: Hi Johannes! Ja, noch ist das Jahr jung, aber es rast mit schnellen Schritten vorran! Wir haben jetzt schon Anfang April, dabei war doch eben erst Silvester… Meine Wünsche für dieses Jahr? Ich würde gerne etwas mehr Freiheiten haben um mich ein wenig mehr aufs Bloggen und diverse Projekte konzentrieren zu können. Gerade bin ich mit  meinem Freund Jakob und unserem gemeinsamen Blog www.erstes-og.de online gegangen. Da wünsche ich mir, dass es so weiter geht, wie die ersten Tage. Viel Input und Ideen und vor allem, dass das Blog weiter so gut ankommt.

Johannes: Privat bloggst oder twitterst Du nicht, soweit ich das übersehe. Dir geht es so wie wie Martin Weigert, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat oder?

aNNa: Haha! Ja, irgendwie hat sich schon vor langer Zeit das Private mit dem beruflichen vermischt. Die einzige Grenze ist da der Name. Sobald ich im Internet oder im Auftrag unterwegs bin, bin ich aNNa FrOst. Daniela bin ich nur noch ganz privat im kleinen Kreis.

Johannes: Was trägst Du gerade?

aNNa: Haha… das ist ja mal eine direkte Frage! Könnte man auch fast falsch verstehen ;). Ich hab gerade meinen derzeitigen Lieblings-Schal von Fux hoch 3 an, ein weißes T-Shirt von Rothirsch, einen schwarzen Blazer aus dem Second Hand und meine Loose Fit Meltin Pot Jeans. Dazu schwarze Wedges von Zara, diverse Ringe und meine beiden Ketten als Armbänder gewickelt von Memo Poly. Na? Mit so einer umfangreichen Antwort gerechnet ?

Johannes: Klaro ;). Wenn ich das also richtig verstanden habe, bloggst Du schon seit einiger Zeit. Seit wann genau und was gab den Ausschlag, diesen Schritt zu gehen? Denn: Bloggen ist ja auch mit Öffentlichkeit, Zeit und Leidenschaft verbunden…

aNNa: Ja, ganz besonders ist Bloggen mit Öffentlichkeit verbunden. Daher kommt auch der „Nickname“ aNNa FrOst. Ich blogge seit Anfang 2007. Da war ich gerade in den Abi-Vorbereitungen und hatte dementsprechend wenig Lust zum Lernen aber viel Freude an Ablenkung. Weil ich dem Braten nicht ganz getraut habe und nicht wusste, was so ein Blog eventuell mit dem Privatleben machen könnte und zu dieser Zeit jeder jeden ge-googelt hat (ja, das macht man heute auch noch), war mir das mit einem Nickname sicherer. Ich dachte mir nicht wirklich viel dabei, registrierte bei blogspot einen Blog und war dann plötzlich online. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich das so lange machen würde.

Aber ziemlich schnell kamen die erste Kommentare und Leser. Du schreibst deine Meinung, etwas das dir gefällt und Fotos von dir ins Netz und urplötzlich kommt da jemand vorbei, der das gut findet oder mit dir eine Unterhaltung darüber anfängt. Das fand ich klasse. „Damals“ war das auch noch nicht mit Shitstorms, die ja jetzt jeder Blogger mindestens schon 1 Mal erlebt hat.

Johannes: Wie hältst Du es mit dem Dialog im Social Web? Ist er für ein Unternehmen oder einen Blogger Pflicht oder am Ende gar nicht nötig? Für Beides gibt es ja genügend probate Beispiele…

aNNa: Es gibt so viele Möglichkeiten. Ich bin der Meinung, dass jedes Unternehmen seinen Kunden oder potentiellen Kunden eine Plattform bieten sollte, sich über das Unternehmen/das Produkt austauschen zu können. Es gibt keine bessere Werbung, als Kunden, die über das Produkt schwärmen. Auch Kunden, die sich ärgern, sollten sich äußern können. Wenn dann das Unternehmen schlau ist, reagiert es auch prompt. Auch Blogger sollten auf Diskussionen, die unter den Beiträgen entstehen, reagieren. Ich nehme da meistens eine Moderations-Funktion ein. Es hat sich auch, bei mir zumindest, wieder gelegt, mit anonymen und böswilligen Kommentaren. Vereinzelte Kommentare zu löschen halte ich jedoch für unsinnig. Entweder stellt man sich komplett dem Zirkus oder lässt es bleiben.

Johannes: Worin besteht Deiner Meinung nach der Reiz für junge Menschen, Deinen Blog zu lesen? Was lese ich darin, was ich nicht schon bei Brigitte & Co. gelesen habe?

aNNa: Das Private. Und ich darf böse Wörter schreiben!!! Ich glaube kaum, dass du in der Brigitte etwas über den total beschissenen Arbeitstag einer Redakteurin lesen wirst oder was die Damen privat oder im Büro tragen. Das will man in einer Zeitschrift auch nicht lesen. Mit einem Blogger kann sich der Leser identifizieren. Da ist jemand, den man sympathisch findet oder nicht. Den Blogger „kennt“ man irgendwann. Außerdem ist es bei Modebloggern auch ein wenig wie bei Big Brother. Der Leser sieht in den Kleiderschrank, ins Badezimmer, kennt die Lieblingsfarben, die Lieblingsmusik und weiß, wo der Blogger am liebsten shoppt. Der Leser kann auf den Text des Autors reagieren. Dafür gibt es Blogs. Blogs sind ein Medium für schnelle Informationen oder wechselhafte Launen oder Momentaufnahmen. Den tagelang recherchierten Beitrag, der jedoch den Leser auf Abstand hält, findet man in Brigitte und Co.

Johannes: Und jetzt 3 in 1: Seit wann ist Deiner Meinung nach Fashion-Bloggen im Mainstream angekommen? Wie muss ich mir die Szene in Deutschland vorstellen? Und was unterscheidet sie von anderen europäischen Ländern oder auch Amerika?

aNNa: Du weißt, wenn ich dir diese Informationen gebe, muss ich dir danach die Zunge raus schneiden!! ;) Nein Quatsch! Keine Bloggerszene ist so vernetzt, wie die der Modeblogger. Bei Modebloggern wird untereinander verlinkt und kommentiert und in die Blogroll aufgenommen. Ich hörte mal, bei anderen Themenblogs sei das nicht so. Da wird dann geschaut, wie vorteilhaft eine eventuelle Verlinkung für deinen eigenen Blog wäre. Die Sache mit den Sponsored Post ist in anderen Ländern, wie Amerika oder den skandinavischen Ländern Gang und Gebe.

Hier in Deutschland gibt es mittlerweile Vorträge darüber, wie dumm die jungen Modebloggermädchen doch sind, sich für so einen Geschenk-gegen-Beitrag-und-Link-Post herzugeben. Ich finds übertrieben. Die Frage nach dem Mainstream ist tricky. Wer Mainstream ist, spiegelt den Geschmack der Mehrheit wieder. Aufs Bloggen bezogen doch perfekt, wenn man viele Leser haben will. Nicht ganz. Wer Mainstream-Outfits, ich sag mal Jeans und T-Shirt präsentiert, wird ziemlich schnell als langweilig abgestempelt und gut ist. Wer jedoch eine interessante Geschichte um sich herum baut oder einen coolen Schreibstil hat oder oder oder, der wird gelesen. Anders jedoch sind die Corporate Blogs. Die lehnen sich ungerne mit wer weiß wie abgedrehten Stylekombis aus dem Fenster, sondern präsentieren lieber Trends in abgespeckter Version und „massentauglich“.

Während die einzelne Modebloggerin noch darauf abzielt, besonders individuell zu sein, fällt sie jedoch in die typische Modebloggerinnen-Falle und kleidet sich genauso, wie jede 2. Modebloggerin. In dieser Peergroup ist das schon schwieriger, seinen eigenen Stil zu finden, falls man ihn nicht schon vor dem Bloggen hatte. Wenn ich mir meine ersten Outfitbilder von vor 4 Jahren ansehe, wird mir auch ganz anders. Während die einen modische Fehltritte unter den Tisch kehren, stellt die Modebloggerin sie ins Netz. Was das Sponsoring durch Firmen und Lables angeht, kann sich die deutsche Szene noch Einiges bei anderen abgucken. Während eine schwedische Bloggerin z.B. für H&M eine Kollektion entworfen hat, wird sich hier das Maul zerissen, wenn Blogger von Firmen zu Events eingeladen werden, um zu berichten, was hinter den Kulissen geschieht.

Johannes: Zu guter Letzt mit der Bitte um eine Antwort in 140 Zeichen a la Twitter: Wenn Dich jemand fragt, was das Social Web ist, was antwortest Du ihm?

aNNa: Uh, das ist gemein!! Ok … jetzt muss ich das am iPhone austesten… “Social Web ist, wenn du deine Meinung in die Welt hinausschreien kannst & es wird gefaved, geliked, kommentiert & diskutiert. Super!”

Johannes: Danke aNNa, dass Du Dir die Zeit für die Fragen genommen hast. Es würde mich sehr freuen, Dich demnächst einmal bei uns auf einen Espresso begrüßen zu dürfen. Bis bald!

aNNa: Mhmh… Kaffe!!! Ja, hat Spass gemacht! Auch wenn ich mich bei einigen Antworten ein wenig verfranzt habe.

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  1. [...] und Menschen, die sich dafür interessieren, die dies mit gesundem Menschenverstand betreiben. Blogger etwa machen es ja schon, wenn sie sich darum bemühen, guten und originären Content zu erstellen [...]

  2. [...] Was können wir tun, um die Blogosphäre in Deutschland zu stärken? Die Fashionbloggerin Anna Frost meinte hier im Interview, ihresgleichen wären am stärksten miteinander vernetzt? Warum ist das nicht grundsätzlich nicht [...]

  3. [...] circa einem Jahr führte Johannes schon mal ein Interview mit Fashionbloggerin Anna Frost. Insbesondere im letzten Jahr hat sie bewiesen, dass sie nicht nur [...]

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