re:publica 2011 – Fazit der #rp11

by Johannes on 18. April 2011

Die re:publica XI ist vorbei. Die Freude auf die re:publica XII wird alleine schon dadurch nochmal verstärkt, wenn man sich die vielen Bilder, Videos oder Tweets der letzen Woche anschaut…

Also, wie war sie, die größte Konferenz rund um das Social Web in Deutschland?

Nun, da es diesmal 3.000 statt wie im Vorjahr 2.000 Teilnehmer waren, zunächst einmal recht voll, worauf auch t3n verwies. Der Running-Gag diese Jahr war natürlich das Internet, also mit diesem eine Verbindung einzugehen in den heiligen Hallen zwischen Friedrichstadtpalast, Kalkscheune oder Quatsch Comedy Club. “Funktioniert bei Dir das WLAN?” war wie auch im letzten Jahr eine häufig gehörte Frage. Oder ob noch Platz ist in der Kalkscheune, einem der Orte für Sessions mit bei der großen Zahl von Teilnehmern zu kleinen Räumlichkeiten für Sessions. Allerdings wussten die meisten Teilnehmer im Vorfeld um die Problematiken, was sowohl die Zahl der Teilnehmer als auch das Internet- und Platz-Problem anbetrifft. Die Meinungen dazu gingen vom Löschen bis hin zur Relevanz von Hatern für die eigenen Bemühungen um Klicks und Aufmerksamkeit für den eigenen Content.

Sessions: gut, emotional und kritikwürdig

Ich war auf der einen oder anderen Session, beispielsweise bei “TV kills the YouTube-Star” am 3. Tag. Was hat mir daran gefallen? Vier unterschiedliche Positionen zum (professionellen) Umgang mit YouTube für das eigene Business. Vier Menschen mit Christoph Krachten, Markus Hündgen, Alexander Lehmann und Sascha Pallenberg,  die ihre Erfahrungen gemacht haben. Es war ein munterer Austausch, unterhaltsam und informativ. Warum? Alle bemühten sich um Einblicke in ihre persönlichen Erfahrungen mit YouTube. Etwa auch, was mitunter ätzende Kritik durch sogenannte Trolle, die bei YouTube Hater genannt werden, und den Umgang mit ihnen anbetrifft, da sie sich zu Trollen durch ihre schärfere Ausdrucksweise und Beständigkeit klar unterscheiden.

Oder das Blogger_innen-Gespräch mit Moderator Philip Banse. Und vor allem mit Julia Probst, die durch ihren Lippen-Lesen-Blick auf das, was Fussballer so sagen (und zwar nicht vor der Kamera) dem Publikum viel Freude bereitete. Aber nicht nur dadurch, sondern insbesondere durch ihre Art, mit der sie sich für die Belange der Gehörlosen (Stichwort Barrierefreiheit) einsetzt. Für mich der emotionale Höhepunkt der diesjährigen re:publica.

Es gab aber auch klare inhaltliche Enttäuschungen. Auf dem Panel des Blogger_innen-Gesprächs saß auch Katrin Rönicke, die, wenn ich es recht verstanden habe, eigentlich gegen die Stereotypen zwischen Männer und Frauen ist und um ihre Auflösung bemüht ist. Die Frage, warum in den deutschen Blogcharts wenige weibliche Blogger zu finden sind, obwohl laut Studien zwischen 80 und 90% aller Blogs von Frauen geschrieben werden, führte in meinen Augen schließlich dazu, die Stereotypen gerade wieder zu unterfüttern. Denn wenn sinngemäß gesagt wird, dass gerade dies dazu führe, dass Leser nur auf Blogs männlicher Betreiber achten würden und somit eine erneute Zurücksetzung von Bloggerinnen entstehe, frage ich mich, ob das der Sache wirklich hilft.

Um es klar zu sagen: Werde ich auf ein Blog aufmerksam, ist es für mich gänzlich uninteressant, ob es von einem Blogger oder einer Bloggerin gepflegt wird. Einzig und allein ist der Inhalt entscheidend dafür, ob ich ihn künftig lese oder vernachlässige. Und hinzu kommt noch etwas: Ich werde auf die meisten Blogs nicht über die Blogcharts aufmerksam, sondern durch Links und Empfehlungen via Twitter, Facebook, Bookmarks usw. Dabei ist es mir auch einerlei, wer wen mag und nicht mag. Nochmal: Der Inhalt zählt. Und klar: Ist der- oder diejenige glaubwürdig und spricht Gedanken an, die mich interessieren, schaue ich mir die Person näher an und komme vielleicht mit ihr in Kontakt. Aber auch dabei ist das Geschlecht absolut nebensächlich. Und ich gehe mal schwer davon aus, dass es den meisten Lesern ähnlich geht.

Atmosphäre

Ich schrieb es letzte Woche und bleibe dabei: “Social Web heißt auf der Konferenz in Berlins Mitte aber auch und vor allem sprechen, sich austauschen, informieren, Projekte planen, Ideen besprechen, sich Kennenlernen und das alles in einer wunderbaren Atmosphäre, von der viele bisherige Teilnehmer schwärmen.” Man wird angesprochen, daß man doch der sei, von dem man etwas liest oder spricht andere an, die man auf gut Glück erkennt und dann ist es da, dieses Gefühl: Man liest sich beispielsweise schon länger auf Twitter und stellt fest: Der oder die macht ja auch persönlich den Eindruck, den man von ihm oder ihr schon gewonnen hat. So ging es mir übrigens in den drei Tagen häufiger, sei es im Gespräch mit Gilly Berlin über die Einführung von Social Media in Unternehmen oder im abendlichen Gespräch bei mit Caschy, Casi, Leander Wattig und Wissenssucher über die Sessions vom Tage. Sie stehen stellvertretend für alle, mit denen ich ins Gespräch kam. Ob kurz oder lang, mit oder ohne Kaffee bzw. Kaltgetränk usw. Es waren schöne drei Tage in Berlins Mitte. Wir dürfen gespannt sein, wo die re:publica 2012 in Berlin stattfinden wird.

P.S.: Die Bilder im Post stammen von Writingwoman, re-publica und Michael Sonnabend – dafür vielen Dank!

Trackbacks

  1. [...] Thema, neu aufgekommen, Johannes Lenz schreibt zu einer re:publica 11 Session: Es gab aber auch klare inhaltliche Enttäuschungen. Auf dem Panel [...]

  2. [...] für einen runden Frauentisch. Das wird vom Publikum als „Genörgel“ aufgefasst, was von Männern wie von Frauen gleichermaßen kritisiert [...]

  3. [...] sie von ihren Eltern übernommen hat. Wir trafen uns dieses Jahr zum ersten Mal persönlich auf der re:publica. Und für meinen Teil kann ich nur sagen, dass es genauso entspannt und angenehm war wie zuvor auf [...]

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