Linkedin und Xing haben in den vergangenen Wochen ihre Zahlen für die ersten Monate des Jahres veröffentlicht. Erfolge über Erfolge vermelden die beiden ungleichen Business Netzwerke. Sind sie zum Erfolg verdammt? Eine persönliche Sicht der Dinge.
(Bildnachweis: twitpic, Michael Kausch)
Beginnen wir mit dem “blauen Riesen” aus Mountain View. Dessen offizielle Meldung lautete: “LinkedIn’s First Earnings Announcement, Q2 2011“. Trotz eines unruhigen Umfeldes stehen die Zeichen weiter auf Wachstum. Das heißt, trotz schlechter Stimmung an der Börse oder des Launches von Google+ vor einem Monat melden sich immer mehr Menschen weltweit bei Linkedin an. Genauer gesagt sind es 2 Mitglieder pro Sekunde.
- nahe 120 Mio. Mitglieder weltweit, im letzten Monat kamen 5 Mio. dazu
- zurzeit 7,1 Mrd. Page Views, starker Anstieg der Mobile Page Views
- die Mitglieder wollen nach wie vor die Trennung zwischen Business und Privatem
- Überlegungen rund um das Thema Social Enterprise Communication
Weitere Informationen zur weltweiten Entwicklung von Linkedin findet Ihr auch hier:
Slideshare Kanal: LinkedIn’s First Earnings Announcement, Q2 2011
LinkedIn im Sommer 2011 – ein paar Zahlen
LinkedIn ist Xing dicht auf den Fersen
Börsenneuling LinkedIn startet durch
LinkedIn meldet neuen Mitgliederrekord
Google+ und Facebook beflügeln auch LinkedIn
Fahren wir mit dem einzigen deutschen Network fort, das an der Börse notiert ist. Seine offizielle Meldung lautete: “XING setzt Erfolgskurs im ersten Halbjahr 2011 fort – Gewinn steigt um 95%“. Auch bei den “Grünen” aus Hamburg muß man anerkennen, sich in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld nach wie vor zu behaupten und einen finanziellen Gewinn einzufahren.
- etwas mehr als 11 Mio. Mitglieder, wovon rund 5 Mio. in Deutschland, Austria und der Schweiz, kurz DACH, zu verzeichnen sind
- Gesamtzuwachs bei den Mitgliedern im ersten Halbjahr in Höhe von 640.000
- 412.000 davon in DACH
- Premium Mitglieder steigen von 745.000 auf 769.000
Weitere Informationen zur Entwicklung von Xing findet Ihr auch hier:
Unsere Halbjahreszahlen: XING steht weiter auf Wachstumskurs
Xing verdoppelt Gewinn im ersten Halbjahr 2011 – “Wir bleiben im Investitionsmodus”
Xing überrascht mit Wachstum: Gewinne fast verdoppelt
Xing wächst – aber nur langsam
Wer regelmäßig im GREY Blog liest oder mir auf anderen Kanälen zuhört, weiß, dass ich LinkedIn langfristig den Vorzug vor Xing gebe. Das liegt ganz einfach daran, dass ich in Linkedin mehr Potential sehe und das nicht, weil der “blaue Riese” jetzt sogar 123 Mio. Mitglieder hat, sondern, weil mir dessen Philosophie entgegenkommt, die auf Offenheit im Sinne von Vernetzung ausgerichtet ist. Mag sein, dass dies das Interesse eines “Heavy Users” ist. Und trotzdem ist es von Interesse, alleine weil Facebook, Twitter & Co. gezeigt haben, welches Traffic- und Verbreitungspotential mit Apps und Drittanbietern verbunden ist.
Die sachliche Betrachtung der Erfolge, die Linkedin und Xing jüngst vermeldeten, legen nahe, das die “Blauen” die “Grünen” im deutschsprachigen Bereich, was die Mitgliederzahl anbetrifft, bald einholen werden.
Laut der Präsentation von Amodiovalerio Verde (keine offizielle Linkedin Präsentation) steht bei Linkedin für Deutschland ein Wachstum für Januar bis Juli 2011 von 14,1%. Stephan Koß schreibt, dass nur in Deutschland (ohne die anderen D-A-CH Länder) inzwischen rund 1,3 Mio Mitglieder angemeldet. Xing hat insgesamt etwas mehr als 11 Mio. Mitglieder. Davon sind rund etwa 5 Mio. im D-A-CH Raum angemeldet. Zahlen nur für Deutschland werden nicht ausgewiesen. Interessant ist zudem, dass bei Linkedin Nettozahlen vorgelegt werden, d.h., Abmeldungen sind eingerechnet. Bei Xing erfährt man über Abmeldungen nichts. Zumindest ist mir davon nichts bekannt.
Debatte(n)
In letzter Zeit kommt immer wieder die Diskussion um die beiden Business Netzwerke auf. Meist läuft diese nach dem Motto “Wer macht das Rennen” ab. Neben dem Hauptthema Mitlgliederzahlen schieben sich aber zunehmend weitere Themen in den Vordergrund. Derzeit sind dies aus meiner Perspektive Relaunches, neue Features bzw. Apps oder Social Advertising.
Von Linkedin erfuhren wir zuletzt:
App für Smartphones
Seit ein paar Tagen gibt es eine komplett überarbeitete App für iPhone und Android – das erste Feedback der User war durchaus positiv, auch wenn über Twitter Einige darauf hinwiesen, dass sie Probleme bei der Installation auf dem iPhone hätten. Ich konnte bisher noch keine größeren Probleme feststellen und gehe insofern mit Markus konform. Es wird mit angrenzender Sicherheit bald ein Update der App geben, wodurch etwaige Bugs sowohl bei der Android- als auch bei der iPhone-App ausgemerzt werden.
Jedenfalls schreibt zdnet auf basis des LinkedIn Blogs zur neuen App: “… Eine große Änderung der Mobile Apps basiert auf Nutzerfeedback: Sie starten jetzt mit dem Update-Stream, den die meisten Anwender ohnehin zuerst – und besonders häufig – aufrufen. Außerdem sind erstmals auch LinkedIn Groups, nach gemeinsamen Interessen definierte Benutzergruppen, in den Apps für Android und iOS zugänglich. Anwender können ihre abonnierten Gruppen abrufen, neue Themen starten und alte diskutieren.”
Mobile Webseite via HTML 5
Neben den Apps hat man gleich auch die Mobile Site “aufpoliert”, wie zdnet festhält. Man könnte es auch “weg von Flash” nennen, was man unter touch.linkedin.com vorfindet.
Social Advertising
Ganz nach dem Vorbild von Facebook und Google setzen nun auch die “Blauen” auf Soziale Werbung setzen. Und das hat ihnen erstmal Ärger eingebracht, da die Nutzer damit nicht einverstanden waren, wie auch Eva Zils diese Woche in ihrem Vergleich der LinkedIn Social Ads mit den XING Job Empfehlungen schrieb. Man hat sich deshalb in Mountain View Gedanken gemacht hat. Die Konsequenz via LinkedIn Blog:
“Most importantly, what we’ve learned now, is that, even though our members are happy to have their actions, such as recommendations, be viewable by their network as a public action, some of those same members may not be comfortable with the use of their names and photos associated with those actions used in ads served to their network.” Man hat sich also dem User-Votum angenommen.
Von Xing erfuhren wir zuletzt:
API
Wie heute morgen auf Twitter zu lesen war, kündigte der CEO von Xing auf der Schweizer Konferenz EMEX das Kommen einer API an. Deren Realisierung hatte man in der Vergangenheit schon geplant.
Xing.to
Letzte Woche erfuhr ich, dass die “Grünen” mit xing.to über einen Link-Verkürzer verfügen. Allerdings scheint dieser nicht von Xing selbst ins Leben gerufen worden zu sein sondern von drei begeisterten Xing-Nutzern. Wie dem auch sei, eine gute Idee.
Relaunch
Viele User konnten sich mit dem neuen Design der überarbeiteten Seite bisher nicht anfreunden. Zudem scheint der Relaunch auch in einer anderen Hinsicht nicht zum erhofften Schub geführt zu haben, nämlich beim Traffic, wie basicthinking feststellt. Es bleibt zu hoffen, dass sich dies ändert.
Grundsätzlich: Erfolg verpflichtet?
Das Spiel um den Erfolg ist Eines, was auf den ersten Blick einfach aussieht, weil wir uns schnell an das immerwährende Bild des Wachstums und der positiven Zahlen gewöhnen. Auf den zweiten Blick aber zeigt sich, dass es eine große Gefahr birgt: Die Niederlage, das sich verringernde Wachstum oder gar ein Minuswachstum, wie das Schrumpfen in Wirtschaftskreisen genannt wird.
In diesem “Spiel” scheint mir Xing langfristig den Kürzeren gegenüber Linkedin zu ziehen. Die Faktoren dafür sind mannigfaltig. Die “Blauen” sind wie Xing an der Börse notiert, aber durch ihre fulminante Platzierung noch mehr als bisher im Fokus der Öffentlichkeit. Sie müssen Innovation und Wachstum nachweisen, was bisher der Fall ist und in meinen Augen auch noch länger der Fall sein wird. Alleine die Zahl, dass sie pro Sekunde weltweit 2 Mitglieder gewinnen, ist für jeden, der eine Story schreibt, ein riesiger Aufmacher. Und den Lesern signalisiert dies Popularität. Ein inzwischen wichtiger Faktor.
Da bleibt Xing nichts anderes als Anerkennung übrig. Die “Grünen” retten sich aus meiner persönlichen Sicht derzeit über die Runden. Was passieren wird, wenn sie im DACH-Raum ihre Vorherrschaft bei den Mitgliederzahlen verlieren, kann man sich ausmalen. Erfolg verpflichtet. Trotz allem aber ist Xing (noch) profitabel, wie auch basicthinking anerkennt. Jedoch liest man inzwischen fast täglich in seinen “timelines”, dass sich jemand den Xing Premium Account spart oder gar seinen Account völlig aufgibt. Mit jedem LinkedIn-Mitglied mehr in Deutschland sinkt die Akzeptanz von Xing. Auf Dauer kann das nicht gut gehen.
Professional und Social Graph auch in Zukunft getrennt
Ein letzter Punkt, quasi eine Antithese zur aktuell wabernden Diskussion um die grundsätzliche Frage, ob in Zukunft nicht einfach Facebook oder google+ die Funktion von Linkedin oder Xing übernehmen können. Nein lautet da meine Antwort. Zumindest für Linkedin. Denn die User (Arbeitnehmer, Arbeitgeber, werbende Unternehmen) schätzen Linkedin als Plattform für ihre Geschäftskontakte. Alles andere läuft via Facebook und Google+. Die künftige Aufhebung der Unterscheidung zwischen Social Graph und Professional Graph (Schnittstellen, die individuelle Daten der Nutzer in großem Umfang enthalten) mag zwar mit Google+ reizvoll erscheinen, wird sich aber genauso wenig wie bei Facebook als Business-Ersatz für die Masse der Nutzer durchsetzen.
Der Grund dafür dürfte laut Forbes anhand einer neueren Studie zur Nutzung von Linkedin recht einfacher Natur sein : “LinkedIn offers tools that professionals want and need, and that’s why 90% of LinkedIn users in this study said they think the site is useful. It’s that simple. As long as the site continues to deliver on its brand promise, members will continue to log in and use it.”
[...] des amerikanischen Business Netzwerks unaufhaltsam anzugehen: Mehr deutsche Nutzer für den “blauen Riesen”, wie Johannes Lenz LinkedIn gerne nennt, zu gewinnen. Dort liegt momentan nämlich noch die Krux, wenn Unternehmen ihre Jobs erfolgreich [...]
[...] Director LinkedIn Germany, der nach Einschätzung von Experten alles mitbringt, was das weltweit größte Business Netzwerk der Welt für seine weitere erfolgreiche Entwicklung in Deutschland [...]