Werbung ist für Jugendliche out. Ach, ist das so?

by socialmedia on 20. Februar 2013

Nina LehmannAls ich das Interview mit Anette Scholz gesehen habe, war ich erst einmal verblüfft. Bisher dachte ich immer, dass Werbung gerade in meiner Altersklasse super „ in“ ist – jedenfalls ist sie es für mich und genau darum habe ich mich gefragt, wie ich die kritisch belichteten Punkte im Interview und den Zuschauerkommentaren sehe oder genauer: Was macht Werbung „in“?

Hier das Interview und der Beitrag in der W&V:

Oftmals quatsche ich mit Familie und Freunden über meine Ausbildung und Arbeit bei Grey und nicht selten höre ich Aussagen wie „Bei den Arbeitszeiten hat man doch kein Leben mehr“ , oder „ Wann ist denn da Zeit für Freizeit“?

Nun, die Work-Life Balance in der Werbebranche ist sicherlich etwas anders als bei anderen Berufen, bei denen man sich pünktlich um 14:00 Uhr von seinem Arbeitsplatz verabschiedet und Hallo-Freizeit mäßig den Tag genießt – aber ist es so, dass der Arbeitsplatz in der Werbung eine gute „Work-Life Balance“ ausschließt?

Dazu ein kurzer Rückblick auf die so sehr vermisste Schulzeit, in der man sich um solche Dinge keine Gedanken machen musste. So zieht der frisch gebackene Abiturient oder Student also los, um königlich die Berufswelt zu erobern und kriegt schnell zu spüren, dass es so leider nicht mehr weiter läuft (auch ich trauere meinem  täglichen Mittagsschlaf hinterher). Ich habe allerdings schnell gemerkt, dass sich die etwas andere Aufteilung von Freizeit und Arbeit ertragen lässt – jedenfalls hier bei Grey, wo der Übergang von Kollegen zu Freunden quasi fließend ist. Nicht nur, weil das Grey- Durchschnittsalter bei ca. 35 Jahren liegt, sondern auch , weil Mitauszubildende und Praktikanten eng in den Agenturalltag eingebunden sind.

Nichts desto trotz muss man für einen Beruf in der Werbung brennen, da reicht ein „irgendwas mit Medien“ oder „ Werbung machen ist cool“ einfach nicht aus. Wenn man sich für die Werbebranche entscheidet, sollte man sich vorher informieren, wie es sich mit den Arbeitszeiten und Gehältern verhält und wenn man mal ehrlich ist: Ist es denn wirklich das Geld, dass die Menschen zu ihren Berufen treiben sollte? Ich stimme Frau Scholz zu wenn sie sagt, dass es den Jugendlichen nicht mehr primär ums Geld geht – denn das tut es nicht. Was bringt mir das große Geld schon, wenn ich abends nachhause komme und den ganzen Tag damit verbracht habe etwas zu tun, was mich nicht erfüllt?

Das bringt mich zu meinem nächsten Punkt, der in vielen Zuschauerkommentaren aufgekommen ist: Karrierechancen. Wenn ich eines in der Agentur mitbekommen habe dann ist es die Tatsache, dass man auch schon ganz jung ganz groß sein kann. Angefangen bei meinem lieben Kollegen Yu-Ting Liu, der in seinem zarten Alter von 23 schon eine spannende Aufgabe bei GREY hat oder auch unser COO Andre Schieck, der schon seit 14 Jahren für die GREY Group arbeitet. Wenn die Werbewelt eines bietet, dann ja wohl Platz für „Mehr“ und Möglichkeit zur Bewegung.

Und mal ganz von den Werbeagenturen abgesehen: Es gibt ja immer mehr, als nur einen Weg – was bedeutet, dass man ja nicht automatisch an eine Agentur gefesselt ist, nur weil man Bock auf Werbung hat.

Lange Rede, kurzer Sinn. Werbung ist voll in! Und das nicht nur, weil die Arbeit in der Werbeagentur super viel Spaß macht und auf keinen Fall als 0-8-15 Job bezeichnet werden kann, sondern auch, weil ein Zusammenspiel aus Vertrauen, Teamgeist, Verantwortung und Herzblut jeden Tag zu einer neuen Herausforderung macht. Ich gebe zu, so manches Mal denke ich schon darüber nach, wie es in anderen Berufen wäre – aber selbst das, ist mir nach kurzer Zeit schon zu langweilig.

Werbung ist in meinen Augen also nicht out, sondern eher anspruchsvoll, da sie Jugendlichen wohlmöglich mehr abverlangt, als andere Berufe.

Ach und: Werbung ist eindimensional? Ganz ehrlich – was ist bitte multidimensionaler als Werbung? Bei rund 1000 Azubi Bewerbungen pro Jahr bei GREY weiß ich, dass ich nicht die einzige mit dieser Einstellung bin.

Trackbacks

  1. [...] ein Azubi hat mal Urlaub – ja selbst die in Werbeagenturen – und so habe ich meinen Arbeitsplatz die letzten drei Wochen gegen den Rucksack eingetauscht. [...]

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