Neben vielen anderen Themen ist es doch immer wieder das Verständnis von Social Media, das zur Diskussion im Social Web anregt. Auslöser diesmal: 5 Thesen des Branchenmagazins Werben & Verkaufen zu Social Media in Deutschland. Welche Gegenpositionen werden in der Diskussion eigentlich formuliert? Und sind diese unüberwindbar, wie es auf den ersten Blick der Fall zu sein scheint?
(Bildquelle: Flickr Profil Dierk Schaefer)
Die W&V-Thesen
Frank Zimmer und Helmut van Rinsum haben die folgenden 5 Thesen aus ihrem Buch “Der Social Media Rausch” auf W&V veröffentlicht.
- Die Zeit der Social-Media-Prediger ist vorbei
- Wir sind Social Media
- Hören Sie doch mal zu!
- Social Media darf ruhig langweilig sein
- Die Web2.0-Party ist vorbei. Gehen wir endlich an die Arbeit!
Die kurzen Erläuterungen zu den jeweiligen Thesen kann jeder selbst nachlesen und wer es ausführlich mag, sich das Buch besorgen.
Zusammenfassung: W&V versucht mit den 5 Thesen, Social Media auf den Boden der Tatsachen zu holen. Der Hype ist vorbei und Social Media in der Unternehmenswelt angekommen. Ein gewöhnliches Arbeitsmittel im Alltag vieler Unternehmen, die ihre Zielgruppen im Social Web wissen und diese dort adequat ansprechen wollen.
(Gegen-)Position(en)
Zum einen sind da die, die Social Media als Leidenschaft betrachten, die “vom Herzen kommt” und eben nicht “von der Stange” vieler ihrer Meinung nach fragwürdiger Agenturen und Berater. Für die Passionista, zu welchen ich beispielsweise Patrick Breitenbach oder Thilo Specht zählen würde, ist Social Media eben nicht mal so einfach von jedem selbst zu machen, da es sich zwar um einer riesige Party handelt, die viel Kreativität freisetzt aber eben zugleich auch recht komplex daherkommt.
Denn: Social Media in einem Unternehmen zu integrieren und den “Spirit of Social Web” zu verbreiten, geht eben mal nicht so nebenher, geschweige denn das Social Media Engagement gegenüber (potentiellen) Kunden. Die Vielfalt des Social Webs in seiner heutigen und künftigen Ausprägung erfodert ein tiefes Verständnis dessen, was da vor sich geht.
Zum anderen sind da die Professionalista, zu welchen ich beispielsweise Mirko Lange oder Wolfgang Lünenburger-Reidenbach zählen würde. Sie sind in PR Agenturen tätig und mit dem Social Web durch langjährige Erfahrung vertraut. Und das nicht nur theoretisch, sondern vor allem praktisch, etwa was die Beratung von Kunden oder die Durchführung von Social Media Projekten anbetrifft. Ihnen gemein ist, das Social Media in die Hände von Profis gehört, egal ob in Agenturen oder Unternehmen. Mirko beispielsweise vertritt die Ansicht, dass es einer großen Herausforderung gleicht, sich als Unternehmen heute der “Offenheit” zu stellen, die das Social Web in der Praxis für sie bedeutet und mit “gefühltem Kontrollverlust und Ausgeliefertsein” einhergeht, wie er schreibt. Für die Professionalista haben die Thesen zudem keinen Neuigkeitswert, erscheinen zu kurz gegriffen und vermitteln sogar den Eindruck, Social Media sei einfach.
Fazit
Die Bezeichnungen Passionista und Professionalista habe ich mir ausgedacht und sollen lediglich zur Orientierung dienen. Sie sind keinesfalls als allgemeingültig zu betrachten. Zudem haben beide Positionen mehr miteinander gemein als man bei der Diskussion auf den ersten Blick meinen möchte. Sie eint nicht nur die Kritik an der W&V, sondern vielmehr auch, dass sie mit Leidenschaft, Kreativität und Professionalität an das Thema Social Media herangehen.
Im Falle der Thesen von W&V wird aber auch deutlich, dass trotz der eigentlich herrschenden Nähe zwischen den W&V Thesen sowie den Passionista und den Professionalista das Herausstreichen der Unterschiedlichkeiten mehr Beachtung findet als die Gemeinsamkeiten.
Dass die Thesen von W&V nicht neu sind, wird jedem Interessierten beim Lesen klar. Aber in meinen Augen appelieren sie an etwas, was man nicht oft genug aussprechen kann, nämlich, dass für Unternehmen, die sich im Social Web engagieren, mehr Chancen als Risiken entstehen. Dazu gehört aber auch, Social Media nicht mehr wie so oft geschehen als “Revolution” überhöht zu betrachten, sondern als etwas, das Mitarbeitern und Kunden Spaß macht oder etwas, das den wirtschaftlichen Nutzen mehren kann. Alles kann, nichts muss. Aber wenn, dann kann eine gute Portion Leidenschaft nicht schaden
Zwei Aspekte sollten wir alle aber dabei nicht übersehen, die wir im Social Web aktiv sind: Social Media stellt für viele Unternehmen noch immer eine Herausforderung dar, egal ob es um die Anwendung geht oder um den Nutzen, die sie bringen können/sollen. Und natürlich ist klar: Jeder fängt mal klein an und macht Fehler. Aber daraus lernt man und sammelt nach und nach seine Erfahrung auf einem Terrain, welches einem einst als neu erschien…
[...] Veränderungen beim Verhalten (Konzentrationsschwierigkeiten usw.) ? Oder sagt Ihr, dass Social Media und Verhaltensänderungen nichts miteinander zu tun haben? Welche Erfahrungen habt Ihr [...]