And the red dot goes to… Tanja Roa!

by Laura on 15. November 2011

Im Düsseldorfer Medienhafen habe ich mich zum Gespräch mit Tanja Roa getroffen. Tanja und ich kennen uns durch ihr Praktikum bei KW43, dem Branddesign Spezialisten der GREY Gruppe, bei dem ich auch selbst einen Ausbildungsblock verbracht habe. Bei einem kleinen Italiener haben wir uns unter anderem über ihr Studium, das Praktikum bei KW43 und ihre Auszeichnung beim red dot Design Award unterhalten. Aber lest selbst…

Laura: Hallo Tanja, schön dich zu sehen. Wie geht es dir?

Tanja: Sehr gut, danke! Ich bin gut in der neuen Agentur angekommen, in der ich seit Anfang August arbeite. Hier bin ich im Bereich “klassische Werbung” unterwegs. Bei KW43 habe ich das Praktikum gemacht, um in das Thema Branddesign reinzugucken. In dieser Zeit ist mir bewusst geworden, dass ich doch wieder in die klassische Werbung zurück möchte. Momentan ist dies auf jeden Fall die richtige Entscheidung. Natürlich kann ich noch nicht sagen, was mich in 10 Jahren reizt.

Laura: Aber mal von Anfang an! Du hast ja hier in Düsseldorf an der Fachhochschule Kommunikationsdesign studiert. Wie bist du darauf gekommen?

Tanja: Schon in jungen Jahren habe ich rumgebastelt und mich für Kunst interessiert. Somit stand eigentlich schon früh für mich fest, dass ich im künstlerischen Bereich tätig werden möchte. Daraufhin habe ich eine Berufsausbildung zur Gestaltungstechnischen-Assistentin begonnen, die mit dem Fachabitur gekoppelt war. Dadurch hatte ich einen staatlich anerkannten Abschluss und konnte mit 19 Jahren studieren gehen.

Laura: Hast du das Praktikum bei KW43 während des Studiums absolviert?

Tanja: Nein, im Studium war ich im Bereich klassische Werbung als Freelancer für diverse Agenturen tätig. Während der Diplomphase hatte ich gar keine Zeit, um in einen neuen Bereich reinzuschnuppern. Das Praktikum habe ich nach meinem Diplomabschluss begonnen, um auch in dieser Zeit mein Portfolio aufzubereiten. Zufällig kannte ich eine Mitarbeiterin von GREY, sie hat mich weiterempfohlen. Mein Portfolio war auch, durch die Neigung zur klassischen Werbung, eher untypisch, worauf mich KW43 im Vorstellungsgespräch ansprach.

Laura: Warum findest du klassische Werbung spannender als Branddesign?

Tanja: Jeder Bereich ist auf seine eigene Art spannend. Ich würde nicht sagen, dass Branddesign nicht genauso interessant ist wie klassische Werbung. Für mich habe ich einfach entschieden, dass ich momentan lieber in diesem Bereich tätig bin, da ich sehr kampagnenlastig arbeiten möchte. Trotzdem hat mir das Praktikum bei KW43 sehr gut gefallen und mir in meiner Entscheidung, in welchem Bereich ich letztendlich als Junior Art Director arbeiten möchte, sehr geholfen.

Laura: Kampagnenarbeit scheint dir ja auch zu liegen! Du hast für die Anzeigenkampagne aus deiner Diplomarbeit kürzlich einen red-dot – best of the best – Award in der Kategorie „Communication Design, Advertising“ gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!

Tanja: Vielen Dank! Das war eine spannende Zeit. Ich musste meine Diplomprüfung ablegen und habe mich entschieden, ein Kampagnenkonzept zum Thema “Eheerhaltung” zu entwickeln. Zum Zeitpunkt meiner Diplomprüfung waren es vier Plakatmotive. Danach habe ich an der Kampagne weitergearbeitet und zwei weitere Motive entworfen. Ich muss gestehen, ich bin perfektionistisch. Ich denke, das kennen einige Personen, die im künstlerischen Bereich arbeiten: Man schaut nach einem gewissen Zeitraum auf seine Arbeit und findet immer noch Dinge, die man hätte ändern können. Was ich auch tat. Irgendwann war der Punkt erreicht, wo für mich die Kampagne vollendet war. Es hat sich vom Zeitpunkt gerade angeboten die Arbeit beim red-dot einzureichen. Der Auftraggeber „Katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) im Erzbistum Köln“ wusste jedoch nichts davon. Sie hatten bis dahin auch noch nicht die Kampagne gesehen.

Laura: Wie bist du denn an diese Organisation gekommen?

Tanja: Als ich mich im Internet über Beratungsstellen informierte, sprach mich der Onlineauftritt der EFL sehr an. Ich habe mich telefonisch mit ihnen in Verbindung gesetzt und kurz erläutert, an welchem Projekt ich gerade arbeite. Sie haben sich sehr gefreut, dass sich eine junge Frau heutzutage für das Thema Ehe interessiert und gaben die Zustimmung, dass ich die EFL als fiktiven Auftraggeber verwenden durfte. Die Kampagne habe ich Ihnen später persönlich präsentiert und konnte das Jury-Ergebnis vom red-dot Award überbringen.

Laura: Du hast also schon vorher gewusst, dass du gewonnen hast?

Tanja: Der red-dot Award hat einige Wochen vor der Preisverleihung des red-dots in Berlin eine E-Mail an die Gewinner verschickt. In dem Moment, als ich von meinem Gewinn wusste, habe ich einen Termin mit der EFL ausgemacht und die Kampagne präsentiert. Sie ist sehr gut angekommen und wird vielleicht veröffentlicht.

Laura: Sie wollen die Kampagne also wirklich nutzen, obwohl sie sie nicht in Auftrag gegeben haben?

Tanja: Ja, das wäre toll. Jeder Designer wünscht sich natürlich so etwas! Es ist totale Glückssache, wenn es dann wirklich auch eintrifft. Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet. Die EFL war überraschenderweise sehr nett und offen für neue Dinge. Ich bin gespannt, was sich hier noch entwickeln wird.

Laura: Sie haben ja sicher auch eine ganz andere Sichtweise darauf als jemand aus dem Design-Bereich.

Tanja: Genau. Es waren auch Personen dabei, die älter waren als die Kampagnenzielgruppe. Trotz dessen ist sie sehr gut angekommen. Das hat mich gefreut. Es ist umso schöner zu sehen, dass eine breite Zielgruppe damit erreicht werden kann.

Laura: Wie war es für dich, als du von dem Award erfahren hast?

Tanja: Ich glaube, ich habe erst ein paar Tränen vergossen, natürlich vor Freude! Als ich benachrichtig wurde, konnte ich es gar nicht fassen. In der Arbeit steckt so viel Herzblut! Als ich meine Eltern anrief, haben sie zuerst gedacht, es wäre etwas passiert, weil ich geweint hatte. Man kann diesen Moment gar nicht in Worte fassen. Man ist einfach total überwältigt und glücklich. Es gibt einfach nichts Schöneres, wenn man an einer Diplomarbeit so lange gearbeitet hat, dann auch noch dafür ausgezeichnet zu werden.

Laura: Dann war ja jetzt letztens auch die red dot Gala in Berlin, zu der du als Gewinnerin eingeladen wurdest. Wie war das für dich?

Tanja: Es war richtig beeindruckend. Ich saß in diesem atemberaubenden Saal und dachte „Wow“. Die Kulisse war für solch ein Event bestens ausgesucht. Man kann es selbst erst gar nicht fassen, dass man in diesem Moment, zu dieser Zeit, an diesem Ort, zu den Gewinnern zählt. Als mein Name aufgerufen wurde, war ich froh als ich, ohne zu stolpern, auf der Bühne ankam. Vor lauter Aufregung habe ich nicht viel aufnehmen können. Ich habe nicht mal meine Arbeit wahrgenommen, die über mir auf einer Leinwand gezeigt wurde. Ich musste hinterher meine Familie und Freunde, die auch an der Gala teilgenommen haben fragen, welches Lied überhaupt lief, als ich auf die Bühne gegangen bin! Ich hab es nur irgendwie geschafft, die Urkunde abzuholen und ein Foto zu machen, das jetzt auch in der Galerie auf der red-dot Seite zu sehen ist.

Laura: Hat der Preis bei dir zuhause schon einen Platz bekommen?

Tanja: Die Urkunde, die ich auf dem Bild hochhalte, bekommt zuhause in meinem Büro einen Ehrenplatz.

Laura: Werden die Gewinner-Kampagnen jetzt in Nachhinein irgendwo ausgestellt?

Tanja: Während des Gala-Wochenendes gab es bereits eine Ausstellung auf dem Veranstaltungsgelände in Berlin, wo man sich alle Gewinner-Arbeiten ansehen konnte. Danach werden die Arbeiten  im red-dot Museum in der Zeche Zollverein in Essen für ein Jahr lang ausgestellt, bis die Gewinner 2012 feststehen.

Laura: Welches Motiv magst du denn am liebsten?

Tanja: Das ist schwer zu sagen. Es ist immer interessant zu sehen, welches Motiv andere Personen am besten finden. Ich glaube mein Lieblingsmotiv ist: „Wo ist dein Ehering? – Da wo unsere Ehe ist.“

Laura: Noch etwas anderes zum Thema „Awards“. Während deines Studiums an der Fachhochschule bist du schon einmal für eine Semesterarbeit ausgezeichnet worden, und zwar mit dem ADC Designpreis. Du bist ja ganz schön erfolgreich!

Tanja: Das war der ADC Nachwuchswettbewerb 2010. Da habe ich eine Semesterarbeit für das Thema „Werbung für die Vermehrung“ entwickelt. Ich hatte das Glück, mit einem Junior Award ausgezeichnet zu werden. Allein im Studium mit einer Semesterarbeit etwas zu gewinnen, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet und mich riesig gefreut. Jetzt den red-dot “best of the best” für meine Diplomarbeit zu gewinnen, ist natürlich noch mal eine Stufe höher.

Laura: Vor allem weil du ja noch so jung bist, es ist ja gerade erst dein Berufsanfang und du bist schon so weit gekommen.

Tanja: Ja, ich hab mich auch riesig gefreut. Meine Chefs haben mich auch zum red-dot beglückwünscht und sich mit gefreut, dass ich jetzt am Anfang noch mal so gepusht werde. Man freut sich sehr über die positive Resonanz von anderen. Gerade für einen Newcomer, der ins Berufsleben einsteigt, ist es etwas ganz Besonderes so einen Preis zu gewinnen.

Laura: Worum geht es denn in der Arbeit „Werbung für die Vermehrung“?

Tanja: Es sollte ein Produkt entwickelt werden, das noch nicht auf dem Markt existiert, um die Deutschen dazu zu bringen, mehr Kinder zu bekommen. Ich habe eine Bettwäschen-Serie entworfen, die mit Sprüchen bestickt wurde. Für Frauen steht zum Beispiel spiegelverkehrt auf der Bettwäsche „Nagel mich“. Die Zeit des Schlafens soll genutzt werden, um den Spruch, seitenrichtig, auf die Haut zu prägen. Der Partner kann sich am Morgen auf die Suche begeben und sich körperlich annähern. Das Einprägen auf die Haut, funktioniert erstaunlich gut. Man muss nur wenige Minuten auf dem Gestickten liegen, damit sich der Text 15 Minuten auf der Haut lesen lässt.

Laura: Wie bist du denn auf die Idee gekommen?

Tanja: Die Idee kam mir, als ich mit nackten Armen auf einem Kissen aus Cordstoff lag und das Muster der Cordstreifen auf der Haut zu sehen war! Es sah aus, als hätte ich etwas Gestreiftes an. Das hat mir den Denkanstoß gegeben.

Laura: Danke, dass du dir Zeit genommen hast, Tanja. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg im Berufsleben und drücke dir die Daumen das deine Kampagne umgesetzt wird! Komm uns doch mal wieder besuchen!

Tanja: Das mache ich! Dank dir!

 

Bildnachweise:
#1, 2 & 4: © Tanja Roa
#3:  © red dot

Trackbacks

  1. [...] scherzte und zeigte inspiriende Kampagnenfilme. Ein inspirierender und gelungener Vortrag über Ideen und Kreativität! Und so wie Kevin in der Raum hineinrauschte, eilte er auch wieder hinaus, um den [...]

  2. [...] mit der Zeit ging es einfacher von der Hand und die Ideen sprudelten: Zum Beispiel für ein tolles Interview oder kreative Fotostrecken. Schade, dass damit jetzt schon wieder Schluss [...]

Previous post:

Next post: