“Wer im Social Web nicht kommunizieren möchte bekommt schnell Probleme mit nicht erfüllten Erwartungshaltungen bei seinen Kunden”

by Johannes on 2. März 2011

Er nennt sich auf Twitter Wissenssucher. Beruflich ist er freier Online-Journalist und Redakteur beim bekannten Tech-Magazin t3n in Hannover. Falk sieht man eigentlich jeden Tag, spätestens dann, wenn man nachmittags den Feed-Reader mal anwirft und die t3n-Linktipps eingetrudelt sind. Falk`s Schwerpunkt ist neben neuesten Apps und Mobile Trends die gesamte Palette rund um Social Media. Und da wir schon ein wenig länger im Netz umeinander wissen, war es an der Zeit, Falk mal die eine oder andere Frage zu stellen…

Johannes: Hallo Falk, 2011 ist noch recht jung. Deswegen: Was wünschst Du Dir beruflich und wenn Du es verraten magst, auch privat?

Falk: Es mag sich für den einen oder anderen vielleicht etwas merkwürdig anhören, aber mein vorrangiges berufliches Ziel ist eine engere, persönlichere Vernetzung. Dabei geht es mir gerade nicht darum, neue Twitter-Follower, Facebook-Freunde oder Xing-Kontakte zu bekommen, sondern bestehende, virtuelle Kontakte auf verschiedenen Plattformen auch mal im Real Life zu treffen. Der Grund dafür ist ganz einfach: Kommunikation im Social Web ist zwar toll, aber eben auch verlustbehaftet. In persönlichen Gesprächen merkt man viel schneller wie ein Kommunikationspartner wirklich tickt, denkt und fühlt. Privat stehen in diesem Jahr durchaus einige Veränderungen an. Besonders gespannt bin ich dabei auf den geplanten Umbau bei uns im Haus. Entstehen soll dabei unter anderem ein neues Büro, denn ich arbeite ja aus dem Home-Office. Dann wäre es mir auch einmal möglich, Kollegen zu mir einzuladen, um gemeinsam an Projekten zu arbeiten.

Johannes: Du hast zwar eine Webseite mit Wissenssucher.de, auf der Du hochwertige Online-Suchen anbietest. Aber warum bloggst Du eigentlich nicht? Dir fehlt wohl schlicht die Zeit oder?

Falk: Jetzt fühle ich mich doch etwas ertappt. In der Tat gibt es eine seit langer Zeit ungepflegte Webseite, die ich selber kaum ansehen mag. Etwa genauso lange gibt es bei mir auch schon den Wunsch und das Ziel wieder selbst zu bloggen. Ich habe das vor Jahren ja schon gemacht und hätte da auch wirklich Lust zu. Die Infrastruktur ist sogar schon vorhanden. Das Problem hast Du aber vollkommen richtig eingeschätzt. Meist ist am Ende des Tages noch so viel Arbeit übrig, dass für regelmäßiges Bloggen kaum Zeit bliebe. Und wenn ich schon ein Blog betreibe, würde ich es auch gerne regelmäßig und nicht nur alle paar Wochen mal machen. Ein Ziel ist das Bloggen auch in diesem Jahr wieder, oberste Priorität hat es aber nicht.

Johannes: Welchen Wert haben Informationen und damit Wissen generell für Dich in unserer schnelllebigen Zeit heute?

Falk: Informationen und Wissen hatten schon immer einen großen Reiz für mich. Angeblich soll ich schon als Kind die Erwachsenen mit meinen Fragen gelöchert haben. Für mich gibt es auch heute noch mehr Fragen als Antworten, aber das Internet ist der entscheidende Unterschied im Vergleich zu meiner Kindheit. Hier gibt es für fast jede Frage eine Antwort oder zumindest erste Ansätze, um sich selbst eine Antwort erarbeiten zu können. Die Erfindung des Internets steht für mich damit auf einer Stufe mit der Erfindung des Buchdrucks. Beide haben für Revolution der Wissensverbreitung geführt und viele andere Entwicklungen erst möglich gemacht. Die oft vermittelte und auch von Dir angesprochene „Schnelllebigkeit“ ist meiner Meinung nach im Bezug auf Wissen und Informationen ein Trugschluss, der durch die deutlich verbesserte Wissensverbreitung entsteht. Der Schlüssel für Innovationen liegt für mich im vernetzten Wissen der Masse. Da sind wir auf einem guten Weg, aber noch längst nicht am Ende.

Johannes: Euer Themenspektrum bei t3n ist breitgefächert. Worin liegt Eure Kernkompetenz? Und vor allem, mit wie vielen Kollegen garantiert Ihr Euer tägliches Online-Angebot?

Falk: Open.Web. Business. So lautet der Claim von t3n und das umschreibt auch in etwa unser Themenspektrum. Genauer eingrenzen kann man es momentan nur sehr schwer, denn wir befinden uns gerade in einer experimentellen Phase, auch oder gerade was die Themen angeht.

Vor etwa einem halben Jahr war die Situation noch etwas anders, denn zu dem Zeitpunkt bestand die Redaktion aus Jan Tißler, gelegentlichen Gastautoren und mir. Das hat sich erfreulicherweise deutlich verändert und die Online-Redaktion von t3n besteht heute aus etwa 4-5 festen Autoren und einigen externen Kollegen, die regelmäßig Artikel für uns schreiben. Damit lassen sich dann auch bestimmte Themen viel besser abdecken.

Johannes: Kannst Du unseren Lesern vielleicht kurz etwas zur Reichweite von t3n über alle Kanäle, die Ihr bedient, sagen? Wird es in 2011 Neuerungen bei Euch geben? Wenn ja welche?

Falk: Sehr erfreulich ist bei uns das Reichweitenwachstum auf allen Kanälen. Das Printmagazin wächst gegen den allgemeinen Trend kontinuierlich und liegt jetzt bei einer Auflage von über 25.000. Bei Twitter hat yeebase_t3n jetzt über 15.000 Follower und bei Facebook verfolgen uns über 7.500 Fans. Sehr gut hat sich auch unser Videopodcast TechnikLOAD entwickelt.

Wer die Entwicklung von t3n in den letzten Jahren verfolgt hat, durfte bereits viele Neuerungen, Anpassungen und Veränderungen miterleben. Ganz frisch ist noch unser Projekt Hardwrk, mit dem wir MacBook-Besitzern eine kostengünstige Möglichkeit anbieten, ihr Notebook mit einer zusätzlichen SSD auszustatten. Ich selbst habe seit Anfang des Jahres eine SSD als Startlaufwerk in meinem MBP und kann nur sagen: Es lohnt sich wirklich!

Hardwrk zeigt eigentlich ganz schön wie t3n tickt. Es geht darum Lücken und Probleme zu entdecken und dazu eine entsprechende Lösung anzubieten. In diesem Sinne wollen wir zukünftig auch versuchen unser Online-Angebot weiter zu verfeinern, so dass es bei t3n.de dann einen schönen Mix aus aktuellen News und tiefergehenden Artikeln gibt, die Lösungswege für bestehende Fragen und Probleme aufzeigen.

Johannes: Ein weiteres Thema, welches Du mit Nachdruck bei t3n beackerst, ist Social Media und alles was dazugehört. Welche Beobachtungen machst Du im Hinblick auf die Bedeutung von Social Media für Unternehmen? Vor welchen Herausforderungen stehen diese in 2011 im Vergleich zum vergangenen Jahr? Hat Tanja Gabler Recht, wenn sie äußert, das es Social Media Beauftragte in Unternehmen 2011 schwer haben werden, die an sie gerichteten Wünsche zu erfüllen und zugleich nachweisen müssen, das sich Social Media positiv auf die Wertschöpfung auswirkt?

Falk: Social Media für Unternehmen wird 2011 kein Trend mehr sein. Wie ich es in meinem Artikel „Social Media für Unternehmen – so machen es die Großen“ schon dargelegt habe, geht es in diesem Jahr nicht mehr darum, ob ein Unternehmen eine Social Media Strategie braucht, sondern vielmehr darum, wie diese konkret aussehen soll. Die Frage nach dem Social Media ROI wird, wie Tanja Gabler sehr richtig bemerkt, für die Social Media Beauftragten in den Unternehmen eine schwierige Herausforderung. Unmöglich zu erfüllen wird sie meiner Meinung nach aber nicht sein. Auf der einen Seite wird der stark steigende Bedarf an Kriterien und Messgrößen für Erfolge im Social Web dafür sorgen, dass innovative Kräfte sich mit diesem Gebiet beschäftigen und gute Lösungen anbieten werden. Vielleicht entsteht hier sogar das berühmte „Next Big Thing“, wer weiß! Auf der anderen Seite sehe ich langsam ein Umdenken in den ersten Unternehmen. Facebook, Twitter & Co. werden weniger als direkte Vertriebskanäle betrachtet, sondern als Chance zur Kommunikation, zur Markenbildung und Kundenbindung. Wer im Social Web nicht kommunizieren möchte bekommt schnell Probleme mit nicht erfüllten Erwartungshaltungen bei seinen Kunden, wie beispielsweise die Deutsche Bahn oder jüngst auch TelDaFax erkennen mussten. Wer für die Social Media Strategie eines Unternehmens verantwortlich ist, sollte dies wissen und argumentativ benutzen.

Johannes: Zu guter Letzt mit der Bitte um eine Antwort in 140 Zeichen a la Twitter: Wenn Dich jemand fragt, was das Social Web ist, was antwortest Du ihm?

Falk: Eine webbasierte Form der Kommunikation und Interaktion, bei der jeder zum Sender und Empfänger werden kann.

Johannes: Vielen Dank Falk, das Du Dir die Zeit für die Beantwortung der Fragen genommen hast. Es würde mich sehr freuen, Dich demnächst einmal in Düsseldorf zu treffen. Und dann gehen wir einen Espresso trinken.

Falk: Ja wie gesagt Johannes, ich möchte in diesem Jahr wieder mehr Menschen im Real Life kennenlernen und treffen. Vielleicht passt es mal zu einem Twittwoch oder ich komme euch einfach mal so besuchen ;-)

 

 

 

Trackbacks

  1. [...] las ich einen Blogbeitrag “Wer im Social Web nicht kommunizieren möchte bekommt schnell Probleme mit nicht erfüllten Erwartun…” vom Johannes in dem der @Wissenssucher interviewt [...]

  2. [...] Johannes Lenz hat für das Blog von Grey Falk Hedemann von t3n zu Unternehmen in Social Media interviewt. [...]

  3. [...] Hat nach dieser These der Launch von Google+ bei dem einen oder anderen Social Median zur Erkenntnis geführt, daß weniger mehr ist? Rückzug aus peripheren Networks und Konzentration auf die eigenen Kern-Networks im Social Web? [...]

  4. [...] schon geplant, dass mehrere Leute das machen, aber man kann niemanden dazu zwingen. Andererseits kommuniziert ja jeder, immer und überall. Die Mädels am Telefon, die Jungs aus der Produktion, wenn ihnen hier [...]

  5. [...] Christine, sondern Johannes Lenz. Auch Johannes kenne ich durch Twitter und er hatte mich damals um ein Interview für das Blog von Grey gebeten. Auf seine Frage nach meinen Wünschen für das Jahr 2011 antwortete ich: Es mag sich für den [...]

  6. [...] Unternehmen bedeutet dies natürlich die Annahme einer gewandelten Kommunikationswelt, die schneller und persönlicher geworden ist. Das heißt, das Blog – ja, ich sage das Blog [...]

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